Mathematik
im Studium? Kann an der Hochschule Offenburg fast jeder schaffen, auch
Quereinsteiger, deren Abi schon länger zurück liegt. Hilfsangebote wie
etwa Brückenkurse, Matheapp, E-Learning-Angebote oder Tutorien helfen
Studis dabei, die Angst vorm Rechnen zu verringern.
Fakt ist: Mathematik ist aus Ingenieursstudiengängen
nicht wegzudenken. Fakt ist leider auch: Die Angst vor Mathe hält viele
Studieninteressierte davon ab, sich für technische Fächer
einzuschreiben. „Das muss nicht sein“, findet Verena Rist, die an der
Hochschule Offenburg im ersten Semester Biomechanik studiert.
Nach dem Abitur absolvierte die 27-jährige zuerst
eine Ausbildung zur Goldschmiedin. Als sie sich im vorigen Jahr
entschloss, das Ingenieursfach Biomechanik zu belegen, war da einerseits
Aufbruchsstimmung und Begeisterung für das neue Studium. „Andererseits
war mir mulmig zumute. Wegen Mathe. Für mich war es damals das Fach, von
dem ich dachte, es könnte mir das Studium am ehesten killen.“
Verständlich: In der Schule sei Mathe zwar kein
„Angstfach“ gewesen, erklärt die Biomechanikstudentin: „Aber gut war ich
nie. Acht Jahre nach dem Abi war mein Grundwissen total lückenhaft. Ich
hatte Angst, nicht mitzukommen.“ Ihre größte Sorge war es, gleich von
Beginn an abgehängt zu werden. Sie wusste schließlich: „Um Mathe kommt
man im Ingenieursberuf nicht herum.“ Zurückblickend stellt sie fest: „Im
ersten Semester ist Mathe das Fach mit der meisten Vorlesungszeit. Und
auch in Zukunft werden wir Mathe nicht los. Technische Mechanik,
Strömungslehre, Physik, Bionik. Wer da nicht rechnen kann, ist
aufgeschmissen.“
Um ihre eingerosteten Fähigkeiten aufzufrischen,
belegte Verena Rist zwei Wochen vor Semesterbeginn einen speziellen
Mathekurs. „Wir bieten vor dem eigentlichen Vorlesungsbeginn als Brücke
zwischen Schule oder Beruf und Studium verschiedene Vorkurse an“,
erklärt Prof. Dr. Eva Decker, Professorin in der Fakultät für
Elektrotechnik und Informationstechnik. „So wollen wir unseren
Studentinnen und Studenten den Einstieg ins Studium zu erleichtern.“ Die
Brückenkurse finden zwei Wochen vor Semesterbeginn statt und werden von
erfahrenen Dozenten geleitet – acht Tage lang Mathe büffeln und das in
den Ferien: „Es hat sich definitiv gelohnt“, bilanziert die Studentin:
„In dem Vorkurs wurden wichtige Basics aufgefrischt, uns wurden wirklich
alle wichtigen Grundlagen wie Brüche rechnen, Wurzeln lösen oder
binomische Formeln nochmal erklärt. Ich bin so selbstbewusst ins erste
Semester rein!“
„Der Mathebrückenkurs hat mir eine Grundsicherheit
vermittelt, die mich jetzt durchs Studium trägt“, sagt auch Rists
Studienkollegin Melanie Karrasch, die nach dem Abi 2015 eine Ausbildung
zur Orthopädietechnikerin durchzog, ehe sie sich für Biomechanik
einschrieb. „In den Vorkursen wird wirklich jeder dort abgeholt, wo er
steht“, lobt die 23-jährige: „Man muss hier keine Angst vor Mathe haben,
aber man muss sich auch klar darüber sein, dass das Pensum während des
Semesters beachtlich ist. Ohne Grundlagen ist es nicht machbar. Aber
ohne Arbeitsdisziplin auch nicht.“ Es sei wichtig, das ganze Semester
über am Ball zu bleiben, sonst sei die Stofffülle nicht zu bewältigen,
so Karrasch. „Mit minimalem Aufwand durchzukommen wie in der Schule, das
funktioniert im Studium einfach nicht mehr“, warnt sie: „Aber dank der
Grundlagen aus den Brückenkursen kann man da souverän rangehen und hat
keine Defizite, wenn es mal schwieriger wird.“