Wenn Studierende zu Autoren werden

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Drei angehende Medizintechniker der Hochschule Offenburg haben Beiträge im Buch "Geschichte(n) der Medizin" veröffentlicht - ihre Texte finden sich zwischen den Zeilen renommierter Ärzte und Autoren - ein Interview mit Studentin Julia Schaub.

Medizintechnik-Studentin Julia Schaub hat in dem Buch "Geschichte(n) der Medizin" einen Beitrag veröffentlicht.

Vor Julia Schaub liegt ein 176 Seiten dickes Buch. Für eine Studentin, die im fünften Semester Medizintechnik an der Hochschule Offenburg studiert, eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch für die 20-Jährige aus Oberkirch-Tiergarten ist es ein besonderes Buch - ebenso, wie für ihre Kommilitonen Dirk Ohnemus und Frauke Schmid. Denn zwischen den Texten renommierter Ärzte und Autoren finden sich im zweiten Band des Buchs "Geschichte(n) der Medizin"  Beiträge der drei angehenden Medizintechniker. "Diese drei Studierenden haben sich durch ihr Interesse an bestimmten historischen medizinischen Zusammenhängen besonders hervorgetan", berichtet ihr Dozent, Professor Dr. med. Andreas Otte, der gleichzeitig Mitherausgeber des Buchs ist. "Die Arbeiten sind mit großer Akribie recherchiert und bereichern dieses Buch", lobt Otte seine Studierenden. Wir haben uns mit Julia Schaub darüber unterhalten, wie es ist, wenn plötzlich aus einer Projektarbeit über (Hüft-)Endoprothetik ein Beitrag für ein Buch wird. Momentan macht die Studentin ein Praxissemester in der Schweiz, wo sie in einem auf Orthopädie spezialisierten Unternehmen Knochenersatzmaterial entwickelt und selbst herstellt, das bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes eingesetzt wird.

Wie kam es dazu, dass Sie Autorin im Buch "Geschichte(n) der Medizin" wurden?
Im vierten Studiensemester habe ich eine Projektarbeit über das Thema "Entwicklungen in der (Hüft-)Endoprothetik" angefertigt. Mein Betreuer während der Erstellung der Arbeit war Prof. Dr. med. Andreas Otte. Er verfasste zu diesem Zeitpunkt gerade gemeinsam mit Dr. med. Oliver Erens ein Buch über verschiedenste Geschichten in der Medizin. Ein Teil meiner Projektarbeit passte sehr gut zu dem Inhalt seines Buches. Deshalb fragte mich Prof. Otte, ob ich einen Teil meiner Projektarbeit in seinem gemeinsamen Buch mit Herrn Dr. Erens veröffentlichen möchte. Das hat mich sehr gefreut und ich habe Prof. Otte für die Veröffentlichung in seinem Buch zugesagt.

Sie haben über die Historie der (Hüft-)Endoprothetik geschrieben. Wie kamen Sie zu dem Thema? Ist die (Hüft-)Endoprothetik ein Bereich, in dem Sie sich spezialisiert haben?
Das Thema der Endoprothetik ist ein allgegenwärtiges Thema. Für die immer älter werdende Gesellschaft spielt der künstliche Gelenkersatz eine wichtige Rolle. Auch in meiner Familie wurde ich schon mit der Thematik des künstlichen Gelenkersatzes konfrontiert. Um die Hintergründe genauer verstehen zu können, habe ich mich entschieden, meine Projektarbeit über das Thema der (Hüft-)Endoprothetik zu schreiben. An der Hochschule in Offenburg ist eine Spezialisierung in dem Bereich der Orthopädie leider nicht möglich. Deshalb habe ich jetzt ein praktisches Studiensemester in der Schweiz aus diesem Bereich gewählt, um mein Wissen vertiefen zu können.

Es geht ja nicht nur um Medizin, sondern auch um Geschichte: Interessieren Sie sich für historische Themen?
Was mich an der Geschichte reizt ist zu sehen, wie Dinge historisch gewachsen sind. Es ist interessant zu sehen, wie trotz Fehlschlägen in der Vergangenheit an innovativen Ideen festgehalten wurde, bis sich diese etabliert haben. Darauf habe ich auch in meinem Buchbeitrag den Fokus gelegt. Mein Ziel war es aufzuzeigen, wie sich der Umgang mit Gelenkschäden und somit auch die Endoprothetik im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben.

Werden heute im Studium überhaupt noch Bücher gelesen oder haben längst die E-Books Einzug gehalten?
Das ist ein schwieriges Thema und spaltet die Gemüter. Ich persönlich arbeite bei Recherchen für mein Studium lieber mit Büchern. Meiner Meinung nach ist es angenehmer ein Buch in der Hand zu halten, als mit der digitalen Version zu arbeiten. Doch auch die E-Books haben ihre Vorteile und ich denke es gibt viele Studenten, die E-Books bevorzugen. Das muss jeder für sich entscheiden.

Wie fühlt es sich an, wenn der eigene Name in einem Buch über einem Text steht?
Ich habe diese Woche mein Autorenexemplar des Buches erhalten. Es ist ein gutes Gefühl, den eigenen Namen über einem Beitrag lesen zu können. Vor allem ist es schön zu wissen, dass auch andere interessierte Personen meinen Beitrag lesen können und dieser nicht nur in den Archiven der Hochschule abgelegt wird.

Können Sie sich vorstellen noch weitere Beiträge dieser Art zu schreiben?
Das könnte ich mir sehr gut vorstellen. Es macht Spaß, sich mit der Medizin in Zusammenhang mit Technik zu beschäftigen und auch mit Hilfe des Verfassens eines Berichts ins Detail zu gehen. Jedoch kommt es auch immer auf die Situation und das Thema des Berichts an, ob eine Veröffentlichung möglich ist. Wenn sich in der Zukunft nochmals eine Chance ergeben sollte einen Bericht in einem Buch veröffentlichen zu können, werde ich diese auf jeden Fall nutzen.

Was haben Sie nach dem Bachelor vor, gibt es schon Pläne?
Ich würde mich nach dem Bachelor gerne auf den Bereich der Orthopädie spezialisieren. Ob dies direkt im Berufsleben oder mit einem Masteraufbaustudium in der Fachrichtung Orthopädie sein wird, habe ich noch nicht entschieden. Momentan steht für mich erst einmal der erfolgreiche Abschluss meines Bachelors im Vordergrund.

Info: Das Buch
Andreas Otte, Oliver Erens (Herausgeber): Geschichte(n) der Medizin, Band 2 , 176 Seiten, Gentner-Verlag, 978-3-87247-770-5 (ISBN)