Projekt LogIKTram nimmt Fahrt auf

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Den Güterverkehr auch auf mittleren und kurzen Strecken stärker von der Straße auf die Schiene zu verlagern, ist Ziel des neuen Verbundprojekts LogIKTram an dem die Hochschule Offenburg beteiligt ist.

Eine S-Bahn, die neben Personen auch Güter transportiert.

Güter sollen künftig auch auf mittleren oder kurzen Strecken auf der Schiene - beispielsweise mit einer Zweisystemstadtbahn der AVG - transportiert werden.//Foto: KVV/Paul Gärtner

Der immer kleinteiligere städtische und regionale Lieferverkehr belastet die Straßeninfrastruktur und die Anwohner zunehmend. Das erwartete weitere Wachstum im Online-Handel wird dies noch verstärken. Die Umstellung auf Elektroantriebe bei gleichem Modal Split, das heißt gleicher Verteilung des Transportaufkommens auf die verschiedenen Verkehrsträger oder Verkehrsmittel, hilft zwar bei der Reduzierung von lokalen Emissionen – die Belastung der Straße sinkt aber nicht. Um das zu erreichen bietet sich für den Güternahverkehr an, das bestehende ÖPNV-Schienennetz zu nutzen. Für die schienenbasierte Güterlogistik auf regionaler Ebene gab es zwar bereits mehrere Ansätze in Deutschland, diese haben sich aber nie gänzlich durchgesetzt. Vielfach waren sie der Zeit schlicht voraus, vor allem fehlten aber auch die effizienten digitalen Werkzeuge in Planung und Betrieb.

Die Hochschule Offenburg und ihre Konsortialpartner – die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) als Konsortialführung, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), DB Engineering & Consulting, das FZI Forschungszentrum Informatik sowie die Unternehmen MARLO Consultants, SimPlan, INIT und Thales Deutschland – wollen dies mit dem Projekt LogIKTram nun ändern. Sie wollen eine Informations- und Kommunikationstechnologie-Plattform (IKT-Plattform) und ein fahrzeugtechnisches und logistisches Konzept für eine „Gütertram“ auf der Basis der Karlsruher Zweisystem-Stadtbahn entwickeln. Mehrere Logistikdienstleister bringen als potenzielle Nutzer die Anforderungen der Branchen ein.

Zunächst entwickeln die Beteiligten passende gewerbliche Logistik- und Betreiberkonzepte, die den öffentlichen, städtischen wie regionalen Raum trotz steigender Nachfrage im Wirtschaftsverkehr nachhaltig entlasten sollen. Basierend auf Anwendungsfällen dieser Logistik- und Betreiberkonzepte werden Anforderungen an eine IKT-Plattform sowie an die technische Infrastruktur und deren Umsetzung (Anforderungen an Fahrzeuge, Fahrweg, Lade- und Umschlagtechnik) formuliert und in das Design einer neuen IKT-Plattform überführt. Dieses Forschungsthema wurde federführend von der Fakultät Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Offenburg gemeinsam mit DB Engineering & Consulting und MARLO Consultants über viele ambitionierte Studierendenprojekte vorbereitet. „Die Studierenden arbeiten hochmotiviert und erfolgreich an den Themen mit. Durch intelligente IKT-Lösungen und ein Logistikkonzept, welches ein Umsteigen der Unternehmen auf einen anderen Verkehrsträger attraktiv macht, wird das Thema erfolgreich“, ist Prof. Dr. Ingo Dittrich, der die logistischen Lösungen verantwortet, sehr optimistisch. Entscheidend sei dabei die Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Unternehmen der Region.

Die wesentlichen Komponenten der Plattform werden prototypisch implementiert. Die Hochschule Offenburg setzt dabei vor allem die Anforderungen der Versender und Spediteure an eine auf sie zugeschnittene Transportplanung und die zugehörige Sendungsverfolgung um. „Die Kopplung bestehender Planungssysteme der Unternehmen mit einem neuen Planungssystem für den schienenbasierten Transport wird ein essentieller Faktor für den Erfolg eines regionalen Güterverkehrs auf der Schiene“, erklärt Prof. Dr. Theo Lutz, der sich um die Planungsaspekte und deren IT-Umsetzung kümmert.

Darüber hinaus entwickeln die Forscherinnen und Forscher am Institut für Fahrzeugsystemtechnik (FAST) des KIT das technische Konzept für die „Gütertram“. Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) stellt dafür ein Fahrzeug zur Verfügung, das speziell für die Anforderungen des Transports von Gütern angepasst und als erstes Demonstrationsobjekt getestet werden soll. Ein weiteres Teilprojekt namens regioKArgoTramTrain soll es darauf aufbauend ermöglichen, die neue Bahn nicht nur testweise, sondern im Realbetrieb in der Region einzusetzen. Das Institut für Verkehrswesen des KIT untersucht derweil die Auswirkungen auf den Straßen- und Schienenverkehr.

LogIKTram

Das auf drei Jahre angelegte Projekt LogIKTram ist am 1. März 2021 gestartet und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit insgesamt rund 2,75 Millionen Euro gefördert. LogIKTram ist ein grundlegendes Teilprojekt der Gesamtinitiative regioKArgo, die es sich zum Ziel gesetzt hat, in Karlsruhe und der umliegenden Region neue Formen des Warenladungs- und Lieferverkehrs zu untersuchen und umzusetzen.