move.mORe nimmt Fahrt auf

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Beim Kick-off-Meeting des Verbundprojekts der Hochschulen Karlsruhe und Offenburg wurden die sechs thematischen Teilvorhaben vorgestellt.

Die Personen stehen um einen Tisch herum auf dem unter anderem eine Modelleisenbahn zu sehen ist.
© Hochschule Offenburg, Judith Früh

Prof. Dr. Ingo Dittrich und Prof. Dr. Theo Lutz (von links) regen die Teilnehmenden darunter auch Mathias Kassel von der Stabsstelle „Mobilität der Zukunft“ der Stadt Offenburg und Tilman Petters, Bürgermeister der Stadt Lahr (4. und 6. von links) zur Mitarbeit an ihrem Thementisch „Multimodale Logistik“ an.

Zahlreiche Regionalpartner – Vertreter*innen von Kommunen, Behörden und Unternehmen – waren in den Lindner Technologie Campus nach Karlsruhe gekommen, um sich über die Ideen für eine nachhaltige Mobilität in der Oberrheinregion zu informieren und eigene Anregungen einzubringen. „Das Projekt move.mORe gibt uns im regionalen Verbund die Möglichkeit zu zeigen, welche Innovationsmotoren die Hochschulen in enger Verbindung mit Unternehmen und Zivilgesellschaft sein können, um innovative Mobilitäts- und Verkehrskonzepte zu entwickeln, unter Beteiligung der Bevölkerung in der Praxis zu erproben, zu kommunizieren und künftig noch schneller und zielgerichteter in die Praxis umzusetzen“, erklärte Prof. Dr. Franz Quint, Prorektor für Forschung, Kooperationen und Qualitätsmanagement der Hochschule Karlsruhe (Die HKA) in seiner Begrüßung. Und Prof. Dr. Thomas Seifert, Prorektor für Forschung und Transfer der Hochschule Offenburg, ergänzte: „Es tut uns Hochschulen gut, wenn wir uns weiter für den Austausch mit der Gesellschaft öffnen. So entsteht eine offene und durchlässige Infrastruktur in unserer Region, mit der wir Innovationen fördern und Fortschritt ermöglichen können.“

Den Auftakt bei der Vorstellung der thematischen Teilhabenvorhaben machte anschließend Prof. Dr. Wolfgang Bessler von der Hochschule Offenburg mit dem Thema „Nachhaltige Energiesysteme“. Dieses reicht von der nachhaltigen Erzeugung der Energie für E-Autos und E-Bikes über Fahrsimulationen und eine entsprechende Ladeinfrastruktur wie sie derzeit am Parkplatz der Hochschule Offenburg erforscht wird bis hin zur Verwendung von E-Bike-Akkus als Zwischenspeicher für Strom aus Balkon-Photovoltaikanlagen. Prof. Dr. Jochen Eckart von der HKA stellte das Thema „Region der kurzen Wege“ vor, das das Siedlungsverhalten als Ursache für Verkehr ausmacht. Geforscht wird daher an einer Erreichbarkeit aller lebensnotwendigen Bereiche wie beispielsweise Arbeit, Einkaufen, Schule oder Arzt mit nachhaltigen Verkehrsmitteln in 15 Minuten – auch auf dem Land. Dazu gehören eine entsprechende Bauleitplanung, eine digitale Erreichbarkeitskarte sowie die Beratung der Politik. Daran schloss sich Prof. Dr. Jan Riel von der HKA mit dem Thema „Mobilitätsmanagement“ an. Um eine Ausweitung des Fuß-, Rad-, E-Bike- und Öffentlichen Personennahverkehrs zu erreichen, gelte es zu erfassen, wer sich wie, wann, wohin bewegt, neue Mobilitätsoptionen aufzuzeigen und im Rahmen eines Innovationsnetzwerks einen besseren Informationsfluss zu schaffen. Außerdem sollten die Kommunen die nachhaltige Mobilität fördern. Als Beispiele dafür wurden die Schaffung sogenannter Velo-Hubs mit sicheren Abstell- und Reparaturmöglichkeiten, Café und Paketstation oder das bereits durchgeführte „Tausche Autoschlüssel gegen E-Bike“-Angebot in Baiersbronn genannt, bei dem die Bevölkerung zehn Tage lang kostenlos hochwertige E-Bikes testen konnte. Zu einer nachhaltigen Mobilität gehört auch eine „Multimodale Logistik“. Prof. Dr. Theo Lutz von der Hochschule Offenburg entwickelt dafür lokale und regionale Ende-zu-Ende-Konzepte, um kollaborative Logistikinnovationen in die lokal agierenden Unternehmen und die Region zu transferieren. Ein Beispiel sind Straßenbahnen, die nicht nur Personen, sondern gleichzeitig auch Waren und Güter von A nach B bringen und so Lastwagen-Fahrten überflüssig machen könnten. Mit einem mobilen Pop-Up-Labor wird direkt in Unternehmen an individuellen Lösungen geforscht. Prof. Dr. Markus Stöckner von der HKA kam anschließend noch einmal auf die „Radverkehrsnetze“ zurück, bei denen es – wie eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zeigt – in der Region ja durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Ziel ist, die Entwicklungspotentiale des Radverkehrs für längere Wege in der Region und auch in Hügel- und Bergregionen durch eine datenorientiere Qualitätsbewertung der Radverkehrsnetze zu heben. So soll auch ein genaues Energie- und Reichweitenmanagement für E-Bikes ermöglicht werden. Im sechsten und letzten thematischen Teilvorhaben „Daten und Vernetzung“ von Prof. Dr. Axel Sikora von der Hochschule Offenburg, das von Prof. Dr. Reiner Kriesten von der HKA vorgestellt wurde, geht es um die Schaffung einer digitalen Plattform für alle Akteure, über die beispielsweise ein Monitoring von Fahrradboxen oder eine Steuerung der Beleuchtung möglich wäre.

Im Anschluss an die Präsentationen erklärte Prof. Dr. Steffen Kinkel von der HKA noch etwas zu Wirkungsmonitoring und Qualitätsmanagement im Rahmen des Projekts. Außerdem wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Danach konnten sich die Anwesenden an interaktiven Thementischen weiter über die einzelnen Teilvorhaben informieren beziehungsweise ihre eigenen Erfahrungen, Bedürfnisse und Wünsche einbringen. Das Projekt move.mORe wird gefördert durch die Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ einer gemeinsamen Initiative von Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK).

 

Stimmen der Projektpartner

Mario Mohr, Dezernent für Mobilität, Klimaschutz und Infrastruktur beim Landkreis Rastatt:

Die Politik hat natürlich ein starkes Interesse daran, dass sich Verkehr und Mobilitätsverhalten anders entwickeln. Für uns als Praxispartner ist deshalb die Frage: Wie bekommen wir die Menschen auf Bus und Bahn oder Fahrrad? sehr interessant. Vom Projekt move.mORe versprechen wir uns innovative Ideen, die wir mit der Wissenschaft in der Praxis austesten wollen. Auch bei der Überarbeitung unseres Radverkehrskonzepts brauchen wir Input von außen bezüglich der Frage: Was ist technisch heute möglich? Wie organisiere ich eine Infrastruktur anders? Das können wir aus der Organisation heraus alleine nicht bearbeiten. Es wäre schön, wenn wir in einen Transfer über das Projekt hinaus und in einen dauerhaften Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis kommen, bei dem nicht der Erfolg im Vordergrund steht, sondern die Möglichkeit, etwas auszutesten.

Mathias Kassel von der Stabsstelle „Mobilität der Zukunft“ der Stadt Offenburg:

Wir sehen die Hochschule in der Umsetzungsthematik weit vorn. Nicht nur die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule, auch die Studierenden sind für uns als Input sehr wichtig. Wenn wir als Kommune etwas umsetzen und evaluieren, dann ist es sehr angenehm, wenn wir dabei von einem externen Partner unterstützt werden, der uns auf Schwächen und Mängel aufmerksam macht. Deshalb freue ich mich sehr auf die Zusammenarbeit in vielen Bereichen.

Marko Burkhardt, Leiter des Ordnungsamts der Gemeinde Baiersbronn:

Ich habe heute viele Ansätze mitgenommen, die man weiterentwickeln kann. Mir hat der heutige Tag sehr viel Input gebracht und mir gefällt die Tatsache, dass man über den Tellerrand und den Tag hinaus Hand in Hand mit der Wissenschaft Dinge ins Rollen bringen kann.

Patrick Schreib, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH und früherer Tourismusdirektor in Baiersbronn:

Die Grundlage dafür, dass ländliche Regionen funktionieren, ist funktionierende Mobilität im Zusammenspiel mit Tourismus und Freizeitentwicklung. Das gilt nicht nur für den Oberrhein und den Schwarzwald. Das Projekt move.mORe bietet da die Möglichkeit, sehr viele Dinge zusammenzubringen. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung bei „Tausche Autoschlüssel gegen E-Bike“ weiß ich, dass am Ende auf jeden Fall etwas Gutes herauskommt. Fünf Jahre Projektlaufzeit sind einerseits lang – aber andererseits auch wieder ziemlich kurz.

Daniel Halter, Geschäftsführer startkLahr Airport & Businesspark Raum Lahr:

Es war ein sehr ertragreicher Tag. Mit den heute erarbeiteten Themen müssen wir uns sicher nicht verstecken, wenn wir auf die Unternehmen und die Praktiker zugehen, da sind viele wertvolle Ansätze dabei. Für die Ideen reichen fünf Jahre Projektlaufzeit eigentlich nicht, das könnte man durchaus auf zehn Jahre ausdehnen.