Statt 1000 Kilometer südwestwärts geht es diesmal etwa die gleiche Distanz gen Nordosten: Zu seinem 40. Geburtstag findet der Shell Eco-marathon Europa & Afrika vom 10. bis 15. Juni erstmals auf dem Silesia Ring im polnischen Kamien Slaski zwischen Kattowitz und Breslau, 15 Kilometer südöstlich von Oppeln statt.
Die auf einem Flugplatz gelegene Strecke, auf der zwischen 1996 und 2004 Formel-3-Rennen ausgetragen wurden, besteht in ihrer heutigen Konfiguration seit 2017. Der Kurs für den Shell Eco-Marathon umfasst sieben der insgesamt 15 Kurven und unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich vom Circuit Paul Armagnac im französischen Nogaro, auf dem die Rennen in den vergangenen Jahren ausgetragen wurden. „Der Höhenunterschied beträgt nur drei statt sechs Meter und es gibt viel geringere Steigungen. Außerdem ist die Stecke etwas breiter und der Kurvenradius harmloser“, fasst Team-Leiter Prof. Claus Fleig die wesentlichen Punkte zusammen. „Das heißt die Werte aller Teams müssten besser werden, sprich längere Distanzen mit der vorgegebenen Energiemenge gefahren werden. Außerdem dürfte die Gefahr von Zusammenstößen geringer sein“, so Claus Fleig weiter. So könnten die Schluckspechte ihre Rekorde weiter in die Höhe schrauben.
Dazu wurden an den beiden Fahrzeugen – dem in der Kategorie „Urban Concept“ mit einem ethanolbetriebenen Ottomotor fahrenden "Schluckspecht 5" (S5) sowie dem in der Kategorie „Prototype“ startenden batterieelektrischen „Schluckspecht 6“ (S6) – auch einige Veränderungen vorgenommen: So mussten beide Fahrzeuge laut Reglement jetzt mit rennsportzugelassenen Gurten ausgestattet werden. Außerdem brauchte der S5 neue Bremsscheiben. Ansonsten wurden viele Details optimiert: der Anlasser und die Türscharniere im S5 sowie eine leichteres Kettenblatt im Antrieb, eine Radlagerung mit geringerer Reibung und die Lenkradelektronik im S6.
Die Teamorganisation wurde ebenfalls professionalisiert. 30 Personen, 15 pro Fahrzeug, sind maximal erlaubt und die Schluckspechte gehen in Vollbesetzung an den Start. Zwei inzwischen ehemalige Studierende haben sich eigens frei genommen, um erneut dabei sein zu können und ein weiterer Ehemaliger mit polnischen Wurzeln kommt während seines Heimaturlaubs immer mal wieder vorbei, um das Team mit seinen Sprachkenntnissen zu unterstützen. „Am 7. Juni wird alles verladen, am 9. Juni geht es los und nach einer Zwischenübernachtung im Hotel kommen wir am 10. Juni in Kamien Slaski an. Die eine Hälfte baut dann unser Paddock an der Strecke auf, die anderen unser Lager auf dem benachbarten Campingplatz“, hat Teammitglied Sebastian Tebbe den Ablauf schon genau im Kopf. Trotzdem dürfte es nicht nur für die erfahrenen Fahrer*innen Patrick Metzger, Lukas Möller (beide S5) und Leonie Beck sowie die neue Pilotin Ina Sommer (beide S6) heiß her gehen: Für das Rennwochenende sind Temperaturen um die 30 Grad Celsius vorhergesagt. Zudem bewirbt sich das Team um den erstmals ausgeschriebenen Media-Off-Track-Award und steuert einige Exponate zu einer Virtuellen Welt bei, die anlässlich des Jubiläums 40 Jahre Shell Eco-marathon neben der Rennstrecke entsteht.
Alle, die die aktuellen Ereignisse rund um das Team in Kamien Slaski verfolgen wollen, können dies auf dem Instagram-Account "schluckspechthsog" oder abends auf der Webseite https://schluckspecht.hs-offenburg.de/ tun.
Info
Im Rahmen des Projekts "Schluckspecht" entwickeln Studierende in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen seit 1998 Fahrzeuge, die mit möglichst wenig Energie möglichst weite Strecken zurücklegen. Neben den Bereichen Nachhaltige Energiesysteme und Digitalisierung gehören mittlerweile auch Autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz zu den Aufgaben. Zudem lernen die Studierenden im Team mit wenigen Ressourcen lösungsorientiert zu arbeiten – Fähigkeiten, die für Fach- und Führungskräfte essenziell sind. Das studentische Projekt bringt technische Innovationen von hoher Qualität und weltweiter Wettbewerbsfähigkeit hervor. So nimmt das Team Schluckspecht seit seiner Gründung sehr erfolgreich am europäischen Shell Eco-marathon (SEM) teil, bei dem das energieeffizienteste Fahrzeug gewinnt. Namhafte Unternehmen begleiten das Projekt seit mehr als 20 Jahren und fördern es finanziell.