Anerkennung für langjährige Verdienste

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Im feierlichen Rahmen wurden am 10. Juli drei Professoren der Hochschule Offenburg in den Ruhestand verabschiedet. Zum ersten Mal fand die Verabschiedung von Professoren nicht im Rahmen der Hochschulfeier, sondern auf einer gesonderten Veranstaltung an der Hochschule statt. "Das ist den wachsenden Studierendenzahlen geschuldet", bemerkte Rektor Professor Winfried Lieber in seiner Begrüßungsrede. Er dankte den Professoren Gundolf Riese, Joachim Fischer und Jürgen Kern für ihr langjähriges Engagement für die Fakultäten und die Hochschule.

v.l.: Prof. Dr. Jürgen Kern, Prof. Dr. Joachim Fischer, Prof. Dr. Gundolf Riese.

Zusammen 108 Semester an der Hochschule gelehrt

Prof. Philipp Eudelle, Dekan an der Fakultät für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen (B+W), leitete seine Laudatio mit einem Schiller-Zitat ein: "Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich". Er schloss an: "Auch wir spüren heute ein wenig von dieser Traurigkeit, denn wir verabschieden heute mit Herrn Gundolf Riese und Herrn Jochen Fischer zwei Kollegen tatsächlich von einer wichtigen und besonders langen Arbeit an der Fakultät für Betriebswirtschaft- und Wirtschaftsingenieurwesen: Zusammen haben es die beiden Kollegen auf 108 Semester an unserer Hochschule gebracht."

Prof. Gundolf Riese hat 46 Semester an der Fakultät B+W gelehrt. 1979 kam er als Professor an die Fachhochschule Offenburg. Seit 1989 leitete er das Steinbeis-Transferzentrum Wirtschaftsinformatik. Er hielt Vorlesungen in der Materialwirtschaft und sämtliche Veranstaltungen der IT: Daraus generiert wurde ein Programm zur Veranstaltungsplanung, das noch immer an der Hochschule Offenburg eingesetzt wird. Zudem war Prof. Riese bis zum Ende des Wintersemesters 2011/12 Studiendekan des Studienganges Betriebswirtschaft.

Prof. Joachim Fischer studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Mannheim. Nach einiger Zeit im väterlichen Unternehmen im Murgtal wurde er Assistent an der Uni Mannheim. Nach mehreren Jahren bei der Daimler Benz AG, erfolgte der Entschluss in die Lehre zu wechseln, mit den Schwerpunkten Kosten- und Leistungsrechnung sowie Controlling. Im Jahr 1981 wurde er an die damalige Fachhochschule Offenburg berufen und lehrte dort 62 Semester.

Engagement über den Ruhestand hinaus

Die besonderen Leistungen von Prof. Jürgen Kern hob Prof. Uwe Nuß, Dekan der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik (E+I), hervor. Prof. Kern trat am 1. Oktober 1978 seinen Dienst an der Fachhochschule an und besetzte das Lehrgebiet "Hochfrequenztechnik, Messwerterfassung und -verarbeitung". 33 Jahre lang engagierte er sich für die Belange der Hochschule: Er war wissenschaftlicher Leiter des "Instituts für Innovation und Transfer", dem Vorläufer des heutigen "Instituts für Angewandte Forschung" (IAF), Forschungsbeauftragter der Fachhochschule, stellvertretender Leiter des "Transferzentrums für Systemtechnik und Regelungstechnik", Praktikantenamtsleiter und treibende Kraft bei der Einrichtung des deutsch-französischen Studiengangs EI-DF. Schließlich war er seit dem 1. März 1993 vier Jahre lang Prorektor und übernahm dabei in den letzten beiden Jahren die Amtsgeschäfte des Rektors.

Prof. Nuß freute sich über das Engagement von Prof. Kern, das über seinen Ruhestand hinausgeht: "Sie haben die Möglichkeit für einen gewissermaßen gleitenden Übergang gefunden. Sie werden im kommenden Sommersemester einen Lehrauftrag für das Fach Halbleitertechnik erhalten. Es zeigt einmal mehr, dass Sie, Herr Kern, ein überaus engagierter Kollege sind, der den Interessen der Hochschule stets eine ganz hohe Priorität einräumt."

Professor Bastian Kaiser spricht über Nachhaltigkeit

Festredner war Prof. Bastian Kaiser, Rektor der Hochschule Rottenburg und Mitglied im Vorstand der Rektorenkonferenz. Als Experte auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit engagiert er sich in zahlreichen. In seiner Rede kritisierte er den in seinen Augen oft "schlampigen Umgang mit dem Begriff Nachhaltigkeit". Er gehöre auf die Liste der "Plastikwörter", wie es der Medienwissenschaftler Uwe Pörksen formuliert habe. Plastikwörter haben einen hohen Abstraktionsgrad, so dass ihr Anwendungsbereich fast unbegrenzt ist und sie riesige Erfahrungsfelder auf einen Nenner bringen. "Trotzdem meint jeder, der den Begriff verwendet, zu verstehen, was damit gemeint ist", kritisierte Prof. Kaiser den inflationären Umgang gerade auch mit dem Begriff Nachhaltigkeit. Als abschreckendes Beispiel führte er den ehemaligen Verteidigungsminister Jung an, der im Zusammenhang mit einer Kriegshandlung sogar von einer "nachhaltigen Zerstörung" geredet hat.

Kaiser beschrieb die wechselvolle Geschichte des "Nachhaltigkeitsdiskurses" von seinen Anfängen vor 300 Jahren, als Hans Carl von Carlowitz ihn im Zusammenhang mit der Baumzucht einführte, über ein Modell, das davon ausgeht, dass nachhaltige Entwicklung nur durch das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen erreicht werden kann, bis hin zum Brundtland-Bericht, der für eine nachhaltige Entwicklungspolitik eintrat. Dabei kritisierte Kaiser, dass wir immer mehr in die Ferne schweifen, die Globalisierung diskutieren, aber die interne Verhaltensänderung in Unternehmen und im Privaten vernachlässigen. Es gehe darum "sich auf das Machbare zu konzentrieren" und die Diskussion auf betriebswirtschaftliche und private Ebene zurückzuholen. "Während die Gelehrten streiten, fällt die Fichte aus. Sie hat jetzt schon unter dem Klimawandel zu leiden", so sein Resümee.