Black Forest Formula Team feiert Premiere in der Formula Student

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Erstmals seit 14 Jahren ist ein Team der Hochschule Offenburg wieder in der internationalen Wettbewerbsserie dabei.

Blick von ron auf den Rennwagen: Ein junger Mann beugt sich über den linken Vorderreifen des Rennwagens und schraubt daran, ein anderer sitzt rechts neben dem Rennwagen in einem Liegestuhl und hat ein Laptop auf dem Schoß überall liegt Werkzeug herum
© Hochschule Offenburg, Joerdis Damrath
Blick von hinten auf den Rennwagen: Ein junger Mann kniet neben dem linken Vorderreifen des Rennwagens und schraubt daran, ein anderer sitzt rechts neben dem Rennwagen in einem Liegestuhl und hat ein Laptop auf dem Schoß überall liegt Werkzeug herum
© Hochschule Offenburg, Joerdis Damrath

Bis zur letzten Minute wird noch an dem Prototyp eines Rennwagens mit Elektroantrieb gearbeitet.

Bereits 2019 war das Black Forest Formula Team (BFFT) an der Hochschule Offenburg an den Start gegangen, um den fahrbaren Prototyp eines Rennwagens mit Elektroantrieb aufzubauen. Zuvor hatte es schon mal einen Hochschul-Rennwagen allerdings mit Verbrennermotor gegeben, der letztmals in der Saison 2010/11 Rennen gefahren war. Aufgrund coronabedingter Einschränkungen in der Werkstattarbeit sowie schwieriger Materialverfügbarkeiten geriet das studentische Projekt zunächst jedoch ins Stocken. Das änderte sich erst 2022 wieder und nun ist es endlich soweit: Der Prototyp ist fertig und geht erstmals vom 4. bis 10. August bei der Formula Student Spain auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ins Rennen gegen 59 andere deutsche und internationale Teams.

Die Qualifikation dafür hatte sich das BFFT bereits im Januar geholt: Damals hatten die Mitglieder an mehreren Online-Quizzen mit Fragen zur Technische Mechanik, zur Elektrotechnik, zum Reglement und vielem mehr teilgenommen. Dabei wurden sowohl die Richtigkeit der Antworten als auch die gebrauchte Bearbeitungszeit bewertet. Am Ende sprang ein Startplatz für die hochmotivierte 30-köpfige Offenburger Mannschaft um Kapitän Jonas Rothmann heraus. "Von da an haben alle richtig rangeklotzt, viele Teammitglieder haben sogar ihre Wochenenden in der Garage verbracht, um den Rennwagen rechtzeitig fertig zu bekommen", ist Teamleiter Prof. Patrick König vom Engagement und Teamgeist der Studierenden beeindruckt.

So war Anfang April das aus einem Doppelquerlenker mit Einzelradaufhängung sowie einem individuell auf das Fahrzeuggewicht und die Achsgeometrie abgestimmten Feder-Dämpfer-Paket bestehende Fahrwerk bereit. Ende Mai wurde dann der Antriebsstrang eingebaut. Der Rennwagen wird von zwei insgesamt 109-PS-starken E-Motoren an der Hinterachse angetrieben – 24 PS mehr als beim 85-PS-starken Vorgängermodell. In der Spitze kommt das Fahrzeug auf 150 Kilometer pro Stunde bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde in vier Sekunden. Da sind gute Bremsen wichtig. Das hydraulische Bremssystem hat – wie in der Formula Student vorgeschrieben – zwei voneinander unabhängige Bremsschaltungen sowie zwei separate Bremszylinder und muss durch eine eindeutige manuelle Eingabe aktiviert werden. Es beinhaltet vier montierbare Bremssättel, zwei Bremsdrucksensoren und einen Bremslichtsensor. Für die Bremsflüssigkeitsanschlüsse an den Bremssätteln und Sensoren hat das BFFT eigens maßgeschneiderte Adapter konstruiert. Das Bremspedal hält einer Kraft von mindestens zwei Kilonewton stand. Das Chassis besteht aus einem Stahlrohrrahmen, den die Studierenden anhand eines Referenzrahmens eines realen Fahrzeugs selbst entwickelt haben. Dieser weist durch seine triangulierte Struktur eine minimale Biegebelastung bei gleichzeitig geringem Gewicht und hoher Verwindungssteifigkeit auf. Das eingebaute Akku-System ist eine Eigenfertigung aus 104 Energus Zellpaketen in denen sich jeweils sechs einzelne Zellen befinden. Die Gesamtenergie beläuft sich auf knapp sieben Kilowattstunden – damit ist die Batterie elf Mal kleiner als beispielsweise die des batterieelektrischen Sportwagens Taycan. Die Reichweite lag im Endurance-Test dennoch bei mehr als 22 Kilometern. Das Thermomanagement für Motor und Inverter erfolgt über eine Wasserkühlung. 

Unterstützt wurde und wird das BFFT beim Aufbau des Rennwagens auch von zahlreichen regionalen Sponsoren. Als kleiner Dank gab es für diese Anfang Juli ein offizielles Roll Out des Rennwagens bei dem sich auch alle Teammitglieder, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Training befanden, vorstellten. Danach ging es trotz gleichzeitiger Prüfungsphase direkt wieder an die Arbeit, denn bis zur letzten Minute wurde noch gerechnet, geschraubt und getestet, um das Optimum aus dem Rennwagen herauszuholen. "Wir wollen in Spanien vor allem die technischen Systeme umfassend unter Rennbedingungen testen und Schwachstellen identifizieren, um auf dieser Basis in der kommenden Saison voll durchzustarten. Trotzdem geben wir natürlich schon jetzt unser Bestes und wollen zudem als Team eine gute gemeinsame Zeit haben", gibt Hannah-Sofie Jahnel vom BFFT-Medienteam als Ziel für die Formula Student Spain aus. 

Info

Die "Formula Student" ist ein internationaler, praxisnaher Wettbewerb in dem weltweit knapp 1000 Studierendenteams kleine, formelähnliche Rennwagen planen, konstruieren, herstellen, entwickeln und in Rennen gegeneinander fahren. 2010 kam zur ursprünglichen Antriebskategorie "Verbrennungsmotor" noch der "Elektroantrieb" hinzu, mittlerweile gibt es auch noch die Kategorie "Fahrerlos". Bewertet wird in drei statischen Disziplinen (Technisches Design, Business-Plan-Präsentation, Kosten und Herstellung) und vier dynamischen (Kreisfahrt, Beschleunigung, Schnelligkeit, Ausdauerleistung und Effizienz).