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Wissenschaft ohne Grenzen: Die brasilianische Regierung schickt über ihr Programm „Ciência sem Fronteiras“ in den nächsten drei Jahren Tausende Stipendiaten nach Deutschland. Sie sollen Deutsch lernen und danach ein Jahr lang hier studieren. An der Hochschule Offenburg werden jetzt 20 junge Brasilianer auf Land, Leute und Studium vorbereitet, bevor sie sich in Offenburg, Karlsruhe und Furtwangen für ihre Studiengänge einschreiben.

Ein Raunen geht durch den Raum, als von der "Laplace-Transformation" die Rede ist. Die brasilianischen Stipendiaten werfen sich wissende Blicke zu, während Tutorin Lea Treick ihnen die Inhalte ihres Studiengangs Verfahrenstechnik erklärt, zu denen eben auch dieses mathematische Verfahren gehört.

Seit dem 1. August lernt die brasilianische Gruppe an der Hochschule Offenburg Deutsch und alles, was sie über das Studentenleben in Deutschland wissen müssen. Die Gruppe besteht aus Stipendiaten der brasilianischen Regierung, die nun auf das Studienjahr vorbereitet werden, das sie nach dem zweimonatigen Kurs hier in Deutschland verbringen. Von den Offenburger Kursteilnehmern werden ab dem Wintersemester zehn nach Karlsruhe und zwei nach Furtwangen gehen, um dort zu studieren. Acht Stipendiaten werden in Offenburg bleiben. "Sie werden hier ganz normal in den regulären Studiengängen studieren", sagt Birgit Teubner-Jatzlau, die das Programm für die Stipendiaten gemeinsam mit dem Lehrbauftragten für Deutsch als Fremdsprache, Martin Verrel, entworfen hat.

Brasilianer lernen auch technisches Deutsch

Es sei ein ganz eigenes Konzept, das die Bedürfnisse dieser Stipendiaten berücksichtige: "Es geht auch um technisches Deutsch, um Fachsprache, wir machen Betriebsbesichtigungen und hören Vorträge." Von drei Lehrern und vier Tutoren wird die Gruppe betreut. An den Wochenenden erkunden sie die Region, machen Ausflüge. "Alle Stipendiaten haben sich Fahrräder gekauft, die ihnen die Tutoren organisiert haben", berichtet Birgit Teubner-Jatzlau. Schmunzelnd fügt sie hinzu: "Wenn ich in der Stadt bin, sehe ich oft den ein oder anderen Stipendiaten auf dem Rad." Sie freut sich, dass die Teilnehmer des Stipendienprogramms derart offen sind für die Region: "Sie sind sehr interessiert und unternehmen viel." Unterstützt werden sie dabei auch vom Senior Service der Hochschule Offenburg, der eine Stadtführung, eine Wanderung und einen Hock für die Brasilianer organisiert.

Was ist Pflicht, was ist freiwillig?

Tutorin Lea Treick kommt jetzt in ihr drittes Semester und erklärt den Brasilianern, was es an der Hochschule Offenburg mit der Anwesenheitspflicht auf sich hat, welche Veranstaltungen sie besuchen müssen, welche freiwillig sind und wie viele ECTS-Punkte sie sammeln müssen. Und dass sie die "Laplace-Transformation" - ein Verfahren, das sich zur Lösung von Differentialgleichungen eignet - gar nicht so schwer findet. Die Brasilianer sind froh über diese Informationen - sie helfen ihnen dann weiter, wenn sie ihr Studium begonnen haben. Auch bei den notwendigen Gängen zur Ausländerbehörde und bei den Formularen für die Krankenversicherung haben Lea Treick und die anderen Tutoren ihnen geholfen. "Ich wüsste gar nicht, was ich ohne diese tollen Tutoren machen sollte", sagt Birgit Teubner-Jatzlau anerkennend.

Die Brasilianer wissen mittlerweile nicht nur über ECTS-Punkte Bescheid und über die Anwesenheitspflicht, sondern auch über das Baden-Württemberg- und das Ferien-Ticket der Deutschen Bahn. Regelmäßig unternehmen sie Ausflüge mit der Bahn - etwa zum Titisee oder nach Stuttgart. Schließlich wollen sie in Deutschland nicht nur studieren.

Über das Programm: "Ciência sem Fronteiras" ist ein Stipendienprogramm der brasilianischen Regierung. Es soll dazu beitragen, die Forschungslandschaft in Brasilien zu festigen und zu internationalisieren. Das Programm fördert den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern in den Bereichen der life sciences, Natur- und Ingenieurwissenschaften. Mit Hilfe von "Ciência sem Fronteiras" möchte die brasilianische Regierung nachhaltig dazu beitragen, Innovation und Entwicklung im eigenen Land voranzutreiben und somit die Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Bühne zu stärken.